Mittwoch, 28. November 2012

Manchmal müssen wir uns einfach selbst helfen ...

"Hier ist Land unter ...", "Preisalarm! ...", "es geht fast gar nichts mehr ...", "dafür bleibt vor Weihnachten keine Zeit ...", "Das Handwerk der Freiheit: Über die Entdeckung des eigenen Willens" und schließlich "Wie wollen wir leben?" ...

exakt so lauteten die Headlines und Meldungen einer Flut von Nachrichten, die mich heute morgen erreicht haben ...


Ich weiß nicht wie es Ihnen damit geht, aber ich fühle mich im ersten Augenblick fast erschlagen von diesen Nachrichten und erst beim zweiten Hinschauen weicht dieses Gefühl dann langsam der Verwunderung, über die sich darstellende Diskrepanz.

Auf der einen Seite fast zwanghafte Geschäftigkeit und schiere Verzweiflung. Alle scheinen sich in einer Art unerklärbaren Sog zu befinden, dem sich niemand zu entziehen (ver)mag und der mich unweigerlich mit sich reißen will - "Ja klar, mit geht es ebenso, auch mir rennt die Zeit davon und es gibt noch soviel zu erledigen ...wie soll ich bloß all diese Nachrichten noch bearbeiten, beantworten und vor allem sinnvoll verarbeiten?"

Die andere Seite der Meldungen zieht mich dann aber doch in noch viel stärkerem Maße an, und damit raus aus diesem Sumpf von Hetze, Stress und dem kompletten Gegenteil von Lebensqualität. Eine Mail mit einer Buchempfehlung von Amazon ist meine Rettung! "Das Handwerk der Freiheit: Über die Entdeckung des eigenen Willens", verbunden mit der ruhigen und sachlichen Frage "Wie wollen wir leben?" - So einfach ist das also! Vielen Dank Amazon!

Ich entscheide mich ersteinmal für eine Tasse Kaffee, bei der mir dann langsam aber sicher wieder bewusst wird, dass dies hier mein Leben ist, was von Fremdbestimmung, äußeren Zwängen und Notwendigkeiten bedroht wird. In meinem Leben möchte ich mir aber ganz gerne für mich heraus nehmen (weitestgehend) selbst zu entscheiden, nach meinem eigenen Rhythmus zu leben und das Schöne und Positive im Leben zu fokussieren. Wie aber soll ich das, wenn ich mich unhinterfragt mitreißen lasse, von diesem "ganz normalen Wahnsinn"?

Natürlich gibt es Zwänge - niemand lebt im luftleeren Raum. Es gibt Ansprüche, von Vorgesetzten, von Kollegen, von Kunden, von Eltern, von Kindern, von Freunden, von wildfremden Leuten, denen ich in meinem Alltag begegne, ... ich könnte diese Liste sicherlich endlos fortsetzen. Ach ja, und nicht zu vergessen, dann gibt`s ja auch noch meine eigenen Ansprüche, solche, die mir ansozialisiert wurden (betreffend Bildung, Karriere, Habitus usw.) und ganz zum Schluss, ganz unscheinbar und klein, da kommen vielleicht meine tatsächlichen Ansprüche und Wünsche dahermarschiert (glücklich zu sein, verbunden, frei usw.) und genau die sind es, auf die ich tatsächlich hören sollte, denen ich (wir) Achtsamkeit entgegenbringen sollte(n).

Drosdek schreibt in seinem Buch - Sokrates für Manager: "Mehr denn je ist jeder von uns auf sich selbst zurückgeworfen, wenn es darum geht, ein geglücktes Leben zu leben." Und weiter schreibt er: "... zu einem geglückten Leben gehört ein unablässiges Streben nach dem, ... was langfristig und ganzheitlich zum Guten führt." Demnach steht geglücktes oder glückliches Leben in engem Zusammenhang mit dem bewussten Streben nach Selbigen! - Das verstehe ich mal als Aufforderung! 
Außerdem bin ich mir sehr sicher, dass all diese Zwänge und Ansprüche, mit Ausnahme der letztgenannten nicht zum Guten und damit nicht zu einem geglückten oder gar zu einem glücklichen Leben führen.

Vielmehr führen Sie in die von Byung-Chul Han beschriebenen Müdigkeitsgesellschaft, in der Burnout und Entfremdung zu Massenphänomenen werden. Der eigene Wille, die Freiheit entsprechend diesem zu Handeln verlieren sich im Unbewussten, durch ein "Zu viel von Allem". Statt dessen erreichen Informations- und Produktivitätssteigerung  die Grenze der Selbstzerstörung, denn so hat Simone Kosog es treffend formuliert: "Wenn der Geist es nicht schafft, den Lärm einzudämmen, muss der Körper es tun. Und zwar radikal (siehe Klosterweisheiten)."

Dieser einzudämmende "Lärm" ist dabei nicht nur das, was uns täglich zu Ohren kommt, sondern vielmehr auch dass, was uns über unsere anderen Sinne im Übermaß erreicht. - Denn wenn es erst wieder etwas stiller um uns geworden ist, dann sind wir vielleicht irgendwann auch wieder in der Lage (auf) unsere eigene innere Stimme zu hören, was uns dann wiederum zu der Anfangs erwähnten Aufforderung zurückführt (die mir Amazon heute morgen freundlicherweise zukommen ließ ...).

Zu  der Entdeckung des eigenen Willens, als Handwerk der (selbstverantworteten) Freiheit und der zu entscheidenden Frage: "Wie wollen wir leben?"

Monika Köppel



Interessante Bücher zum Thema:
  • Sokrates für Manager, von Andreas Drosdek, erschienen im Campus Verlag
  • Müdigkeitsgesellschaft, von Byung-Chul Han, erschienen im Matthes & Seitz Verlag
  • Duft der Zeit, von Byung-Chul Han, erschienen im Transcript Verlag
  • Klosterweisheit, herausgegeben von Peter Seewald, erschienen im Ludwig Verlag

Und als Dank für die Zusendung der passenden Buchempfehlung, hier der folgende Link:
https://www.amazon.de/       ;-)

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