Donnerstag, 29. November 2012

Teamarbeit und Kooperation - oft gebraucht und selten verstanden

Teamarbeit, Kooperationen, Vernetzung - Schlagworte, die heute in aller Munde sind. Jeder beteuert genau das zu forcieren, aber tatsächlich umgesetzt wird es nur selten.

Da ist die Rede von emotionaler Intelligenz, sozialem Fingerspitzengefühl, Empathie und gemeinsamen Zielen - vordergründig. Doch schaut man hinter die Kulissen - und manchmal dauert es eine Zeitlang, bis das man alles durchschaut, dann entdeckt man, dass es sich dabei nicht selten um reine Lippenbekenntnisse handelt.

Dann werden aus so genannten "Kooperationspartnern, Teamplayern und Social Networkern" plötzlich Trittbrettfahrer, aus emotionaler Intelligenz ein willkommenes Mittel zur Manipulation, Empathie verwandelt sich in Missgunst und gemeinsame Ziele werden, um des eigenen Vorteils Willen, einseitig missbraucht und ausgenutzt.

Diese Verhaltensweisen und Erfahrung, aber auch die Angst "mir nimmt jemand etwas weg" oder "der Andere hat oder bekommt vielleicht mehr als ich", führen dann letztlich auch bei den vormals "Willigen" dazu, erst gar keine Kooperationen mehr zuzulassen - aber natürlich auch das nur insgeheim, denn das wirklich offen zuzugeben wäre unklug. Schließlich kann man sich so einerseits immer noch vorbehalten etwaige Kooperationsangebote so lange wie möglich für sich auszunutzen und andererseits zählt kooperatives Verhalten natürlich zu den sozial erwünschten Eigenschaften und wer würde sich das nicht gerne auf die Fahne schreiben?

Es wird also deutlich, dass es nur wenige Dinge im Leben gibt, bei denen so viel geheuchelt wird, wie bei Kooperationen, Teamarbeiten und innerhalb von Netzwerken.

Warum? Wo es doch eigentlich nichts positiveres gibt, als sich gegenseitig zu ergänzen, zu (unter)stützen, sich auszutauschen und miteinander Ziele zu erreichen, über die man sich dann auch noch gemeinsam freuen kann. - Schließlich kann niemand alles wissen und auf jedem Gebiet gleichermaßen fit sein. - Ist es nicht auch schön, Dinge einmal aus einem anderen Blickwinkel, als dem Eigenen, zu betrachten? Denn all das ist möglich bei Kooperationen, solange diese authentisch und aufrichtig bleiben.



Was also bedeutet Kooperation tatsächlich und wann macht sie Sinn? Und wie schaffen wir es tatsächlich (wieder) authentisch zu kooperieren?

Was bedeutet Kooperation?
Kooperatives Verhalten ist keine spezifisch menschliche Eigenschaft. Selbst bei Tieren ist sie zu beobachten, etwa wenn es um Nahrungsbeschaffung, Aufzucht der Jungtiere oder die Verteidigung des eigenen Reviers geht.

Auch wir Menschen kooperieren in sämtlichen Lebensbereichen, denn das primäre Kennzeichen der menschlichen Kooperation ist die Intentionalität, d.h. die bewusste Verfolgung eines gemeinsamen Zieles. Wobei der Schwerpunkt dieser Definition auf der Gemeinsamkeit liegt und nicht etwa lediglich die Verfolgung des gleichen Zieles meint! (vgl. hierzu Wunderer)

Wann also macht Kooperation Sinn?
Die Antwort ist ganz einfach: immer! Denn seit es philosophische und anthropologische Erklärungsansätze über die Welt gibt wissen wir, dass wir Menschen als soziale Wesen einander (überlebenswichtig) brauchen. - Auch, vielleicht aber sogar um so mehr, vor dem Hintergrund unserer modernen Informations- und Leistungsgesellschaften. Wenn wir also unsere Ziele auf den kleinsten gemeinsamen Nenner - aller Menschen auf diesem Planeten - herunterbrechen wollen, dann kommen wir unweigerlich zu dem Schluss, dass das Ziel eines gelingenden und glücklichen Lebens allen Menschen gemeinsam ist - also unser gemeinsames Ziel, weil es ohne den Anderen nicht geht. Und der logische Rückschluss aus dieser Erkenntnis ist dann unweigerlich der, dass wir alle Kooperationspartner sind.

Warum also tun wir uns so schwer mit der Kooperation, als eine Form der Solidarität?
Gerade im beruflichen Kontext zeigt sich der Widerspruch aus sozial erwünschten kooperativen Verhaltensweisen und tatsächlich gelebter, aber dennoch verdeckter Rivalität besonders deutlich.
Ist es Angst, Neid, Egoismus oder einfach nur emotionale Abstumpfung? Haben wir vor lauter "Ich" das "Du" und das "Wir" vergessen, ohne das ein wirklich glückliches und erfülltes Leben gar nicht möglich ist? Oder sind wir mittlerweile so kleingeistig, dass wir glauben besser, erfolgreicher oder angesehener zu sein, wenn wir den Anderen negieren, boykottieren und zu unseren Zwecken missbrauchen?

Das "gute Leben" ist Leben mit anderen! (Norbert Blüm)
Und genau dieses gute, kooperative und solidarische Leben kann nur dann gelingen, wenn wir im Anderen nicht länger die Bedrohung unseres Selbst sehen, sondern vielmehr die Bereicherung und Erweiterung des Selbigen. Voraussetzungen dafür sind ein realistisches Selbstbild, mit Anerkennung der eigenen Stärken und Grenzen, Authentizität in der Begegnung mit unserem Gegenüber und einem gesunden Maß an (Selbst-)Vertrauen!

Glück, Liebe und Vertrauen leben von der Vielfalt der Möglichkeiten und diese wiederum wachsen mit der Öffnung zum Gegenüber. Warum also sollten wir dieser Bereicherung durch den Anderen nicht mit Wertschätzung begegnen und dies auch öffentlich kundtun - gerade im Berufsleben? Denn wenn wir auch dort wieder mehr Wertschätzung, Respekt und Freude an Vielfalt leben, müssen Neid, Konkurrenzgedanken und Angst unweigerlich weichen.

Ich denke auch dieses Ziel sollten wir alle gemeinsam verfolgen und können so getrost und angstfrei empfehlen, "liken" und anderen Menschen zeigen, dass wir sie und ihre Arbeit wertschätzen - wenn es denn auch tatsächlich so ist!
Ich - für meinen Teil - kann darin jedenfalls nur die Bereicherung sehen und die Möglichkeit auch die berufliche Welt wieder ein wenig freundlicher zu gestalten.


Monika Köppel

Interessante Bücher zum Thema:
  • Anleitung zum Unglücklichsein, von Paul Watzlawick, erschienen im Piper Verlag, hier kann man lernen, wie es nicht geht ;-)
  • Spiele der Erwachsenen, von Eric Berne, über die Psychologie der menschlichen Beziehungen, erschienen im Rowohlt Verlag
  • Führung und Zusammenarbeit, von Rolf Wunderer, erschienen im Luchterhand Verlag
  • Formen der Kooperation, herausgegeben von Erika Spieß, erschienen im Verlag für angewandte Psychologie
  • Die Teamfibel, von Klaus Lumma, erschienen im Windmühle Verlag
  • Was ist Solidarität heute? von Rainer Zoll, erschienen im Suhrkamp Verlag
  • Gerechtigkeit, von Norbert Blüm, erschienen im Herder Verlag (verwendetes Zitat S. 28)
Links zum Thema:
http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/kooperation.html
http://www.psychology48.com/deu/d/kooperation/kooperation.htm

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