Dienstag, 20. November 2012

Kinder- und Jugendhospiz - Leben bis zuletzt!

 Die Hospizbewegung, zu der neben den stationären Hospizen auch die ambulante Hospizarbeit gehört, leistet "primär- und sekundär Betroffenen" gleichermaßen Lebenshilfe und Sterbebegleitung. Ein Thema, das innerhalb unserer Gesellschaft immer noch lieber tabuisiert wird, insbesondere dann, wenn es sich bei den Sterbenden um Kinder handelt ...


Dennoch hält das Thema seit Ende der 60er Jahre immer wieder Einzug - auch in die öffentliche Diskussionen, wie beispielsweise in dieser Woche ganz aktuell, mit der Themenwoche "Leben mit dem Tod", in der ARD.

Bedeutsame Aspekte der Hospizarbeit sind neben der psychosozialen Betreuung (Lebenshilfe) der Sterbenden und ihrer Familien außerdem Maßnahmen zur Schmerzreduzierung, sowie allgemeine Maßnahmen der Pflege. Das Wichtigste jedoch ist sicherlich Betroffenen und ihren Familien die Teilnahme am Leben so angenehm und lange wie möglich zu gewährleisten.

Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Thematik und damit die Grundlegung professioneller Unterstützungleistungen geht vor allem auf  Kübler-Ross zurück, die als anerkannte Pionierin auf diesem Gebiet gilt.

Im Folgenden aber möchte ich Euch hier den Brief von Britta Gerhard, aus dem Kinder- und Jugendhospiz Balthasar vorlegen, die so nett war, uns Ihre Einrichtung, die Arbeit innerhalb dieser Einrichtung und die Angebote, die dort für Menschen bereitgehalten werden, zu erklären ...




Das Kinder- und Jugendhospiz Balthasar
Leben und Lachen, Sterben und Trauern

Olpe. Das Kinderhospiz Balthasar eröffnete im September 1998 als erstes Kinderhospiz in Deutschland. Seitdem begleitet das Kinderhospiz Balthasar Familien mit einem unheilbar erkrankten Kind auf ihrem schweren Weg von der Diagnose bis zum Versterben des Kindes. Die verbleibende Zeit soll von allen so schön und intensiv wie möglich erlebt werden.

Leben und Lachen
Fröhliche Augenblicke, das Leben und Lachen – das sind die vorrangigen Ziele im Kinderhospiz Balthasar. Hier findet die Familie ein zweites Zuhause auf Zeit. Die Mitarbeiter sind immer für sie da und haben jederzeit ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Wünsche. Das ganze Haus ist hell und freundlich. Bunte Vorhänge und Schränke, Teddybären und Puppen zeigen deutlich, dass hier die Kinder das Sagen haben. Ganz bewusst wurde auf alles verzichtet, was an Krankenhaus und Arztzimmer erinnert. Stattdessen herrscht eine familiäre Atmosphäre.

Im Mittelpunkt der Arbeit eines Kinderhospizes steht das kranke Kind. Seine physischen, psychischen und sozialen Bedürfnisse und seine individuellen Fähigkeiten sind die Richtschnur für die Mitarbeiter. Acht Kinder kann die Olper Einrichtung aufnehmen. Jedes Kind hat ein eigenes, behinderten- und kindgerecht ausgestattetes Zimmer. Zwei Kinder teilen sich ein Bad. Breite Türen erlauben es, die Kinder auch in ihren Pflegebetten mit in den großen Aufenthaltsraum oder in den Garten zu nehmen. Sie sollen - so lange es geht - dabei sein und mit den anderen Spaß haben können. „Leben bis zuletzt und die verbleibenden Fähigkeiten fördern“ heißt die Devise. Klinikclowns, Snoezelenraum, Musiktherapie und Therapiehunde lassen den Alltag bunt und fröhlich werden.

Das Besondere an Kinderhospizen ist außerdem, dass sie immer die Familie mit einbeziehen. Ist ein Kind so krank, dass es noch vor dem Erreichen des Erwachsenenalters sterben muss, dann betrifft dieses Schicksal auch die Eltern und Geschwister. Soweit es die Eltern möchten, wird die Versorgung des Kindes von den Pflegefachkräften des Kinderhospizes übernommen. So haben Mutter und Vater Zeit, ein für sie seltenes und kostbares Gut. Außerdem leisten speziell ausgebildete Familienbegleiter der Familie wertvolle Hilfe. Viele Gespräche und auch der Austausch der Eltern untereinander helfen, die Trauer zu bewältigen.


Sterben und Trauern
Gerade in der letzten Lebensphase und nach dem Versterben des Kindes ist das Kinderhospiz Balthasar für die Familien da – für jeden so lange, wie es gebraucht wird. Nach dem Versterben des Kindes steht den Angehörigen der Abschiedsbereich des Kinderhospizes zur Verfügung. Dessen Räume sind hell und lichtdurchflutet und können mit Fotos und Erinnerungsstücken individuell gestaltet werden.
Zahlreiche Spuren erinnern an die verstorbenen Kinder: ein Gedenktisch an jedem Todestag, Hand- und Fußabdrücke an einer Wand im Kinderhospiz und mit ihren Namen beschriftete Windräder im Garten des Hospizes. Sie alle sollen zeigen: kein Kind wird vergessen, sie leben in den Erinnerungen weiter.


Das Jugendhospiz Balthasar
Zu Beginn des Jahres 2009 wurde in unmittelbarer Anbindung an das Kinderhospiz Deutschlands erstes Hospiz für Jugendliche und junge Erwachsene eröffnet: das Jugendhospiz Balthasar. Ausstattung, Tagesablauf und die besonderen Angebote entsprechen den Wünschen und Bedürfnissen junger Leute. So finden die Betroffenen auch über das Kindesalter hinaus Rat und Unterstützung durch das speziell ausgebildete und erfahrene Balthasar-Team.


Finanzierung
Damit Balthasar weiterhin ein Ort zum Leben und Lachen, Sterben und Trauern sein kann, ist das Haus auf die Hilfe vieler Menschen angewiesen. Leider können über entsprechende Kostenträger nur etwa 1/3 der jährlichen Kosten abgedeckt werden. Der überwiegende Teil muss durch Spenden getragen werden.


Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.kinderhospiz-balthasar.de



Kinder- und Jugendhospizstiftung Balthasar
Kontonummer 19011
Pax Bank Köln
BLZ 37060193



Kontakt:
Kinder- und Jugendhospiz Balthasar
Britta Gerhard, Ref. für Öffentlichkeitsarbeit
Maria-Theresia-Str. 30a, 57462 Olpe
Tel.: 02761 9265-808
E-Mail:britta.gerhard@kinderhospiz-balthasar.de

 Wer sich weiter mit der Thematik auseinandersetzen möchte, dem sei außerdem empfohlen:

  • Sterne in der Nacht (die Halt und Orientierung geben), von Rainer Krockauer, erschienen im Kösel Verlag
    Ein wunderschönes und ergreifendes Buch über die Weisheit Sterbender - und auch hier bekommt man als Leser unweigerlich den Eindruck, dass uns die Kinder in Ihrer unverstellten Natürlichkeit in Sachen Weisheit einiges lehren können. (Diese Buch liegt mir besonders am Herzen, einerseits, weil hier wahre Lebensgeschichten voll tiefgründiger Weisheit geschildert werden und andererseits, weil mir der Autor selbst dieses Buch persönlich geschenkt hat. Eine ganz besondere Geste von einem besonderen Menschen - die ich sicherlich nie vergessen werde!)
  •  Snoezelen - Traumstunden für Kinder, von Sybille Günter, erschienen im Ökotopia Verlag
    Das Buch befasst sich nicht mit dem Thema Sterben und Tod, sondern bringt das in Deutschland noch nicht so bekannte "Snoezelnen" näher. Eine Fundgrube für Eltern und professionelle Helfer, die Kindern (und sich selbst) anregende und dennoch entspannende Erlebnisse ermöglichen möchten.
Links:
http://www.kinderhospiz-balthasar.de/
http://www.aekno.de/page.asp?pageID=5318
http://www.deutscher-kinderhospizverein.de/
http://web.ard.de/themenwoche_2012/02.html

Noch ein letzter Satz zum Schluss ... natürlich ist die Auseinandersetzung mit dieser Thematik traurig und sind diese einzelnen Schicksale schrecklich, sowohl die der Kinder als auch die der Angehörigen und auch die professionellen Helfer verrichten hier eine Arbeit die ihnen soziale, körperliche und vor allem emotionale Höchstleistungen abverlangt ... Und dennoch steckt in allem auch das Positive! Die Weisheiten, die uns die Kinder hinterlassen ... "Wie Sterne in der Nacht ..." die vielen Aspekte Gutes zu tun, in Momenten, in denen jede Maskerade fallen muß - es ist immer die Frage, welchen Blickwinkel wir auf etwas einnehmen möchten. Wollen wir nur das Negative betrachten? Wollen wir die positiven Möglichkeiten - Aufforderungen und unsere eigene Verantwortung erkennen? Oder drehen wir uns um und tun einfach so, als ob uns das alles nicht angeht? ...

Eure Monika Köppel


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